KUNST IM DIALOG

KUNST im Dialog
Andy Geier, GÜNTHER ABLER, 17.11.2023 Meran

„Kunst macht sichtbar. Dieser Gedanke steht hinter meinem Schaffen. Unsichtbares sichtbar zu machen. Vergessenes aus der Fantasie hervorzubringen und in eine Welt einzutauchen, wie sie nur die Kunst hervorbringen kann.“
Heinz Rupp

Auch wir tauchen in eine Welt ein – in jene von Andy Geier und Günther Abler. Der eine ein ausgebildeter Bildhauer und Steinmetz, der andere Graphic Designer und Künstler. Beide vereint sie eine große Leidenschaft zur Kreativität, zum über das Gewöhnliche hinausschauen. Dieses „think outside the box“, wo der Betrachter über das Offensichtliche hinausblickt, genauer und akribischer hinschauen muss, womöglich ein wenig irritiert wird, fragend, zum Nachdenken angeregt wird. Ja, dies alles vereint die Kunst von Andy Geier und Günther Abler.

Einen Stil oder eine erkennbare Art zu Arbeiten oder Formgebung der Skulpturen von Andy Geier, ist schwer zu erkennen. Zwischen Figuration und Abstraktion arbeitet er mit den verschiedensten Materialien wie Holz, Stein oder Ton. Auch Zeichnungen und Malereien gehören zu seinem Repertoire, durch denen er sich künstlerisch ausdrückt.

Bei den Materialien verwendet Geier oft bereits „gebrauchtes“ Material, wie beispielsweise Abschnitte von alten Holzgrabkreuzen, Umrandungen von aufgelassenen Gräbern oder nicht mehr verwendete Steinstufen. Dies spiegeln auch seine Gedanken zur Vergänglichkeit wider. Zu jedem Material, das er in der Ausführung seiner Kunstwerke verwendet, gibt es eine menschliche und emotionale Verbindung dazu.

Eine besondere Wichtigkeit spielt dabei die Veränderung der „Aufgabe“ des Materials. Will heißen: dem Künstler tritt viel mehr das Bewusstsein auf, dass vieles flüchtig und von temporärer Bedeutung ist. Nichts währt ewig, alles ist stets in Bewegung, so auch die Materialien, Formen und das menschliche Sein. Vielmehr noch: für Andy Geier ist die Seele fundamentaler Part seiner Werke. Das, was wir immer spüren werden, ist die Seele des Menschen, sein momentanes Inneres öffnen und nach Außen bringen. Die Zerbrechlichkeit, die Durchsichtigkeit, das Grobe und die Feinheit der Oberfläche, seiner Haut. Andy Geiers Skulpturen können berührt werden, damit man seine Kunst besser spüren und vielleicht auch verstehen kann. Das „Be-greifen“ der Arbeiten haucht Leben ein und macht sie sichtbar.

Auch Günther Abler beschäftigt sich mit dem menschlichen Sein. Er ist ein ewig Suchender, verbunden mit einer großen Freude stets Neues zu entdecken. Das Gewohnte in Frage stellen, den Blick irritieren, Bestehendes erweitern, verändern und künstlerisch verfremden – dies ist sein kreativer Ansatz. Kurzum: über das Offensichtliche hinauszuschauen ist seine Motivation und seine Leidenschaft, sein Sein auf einer Bildfläche festzuhalten.

Zwischen Graphik, Fotografie und Malerei versucht er seine Gedanken und Emotionen zu sortieren und – wie auch schon Andy Geier – sichtbar zu machen. Er kombiniert seine schwarz/weiß Fotografien mit Strukturen und Motiven aus der Natur.

Seine Werke suggerieren in die Ferne zu blicken, den Mensch und die Natur in den Mittelpunkt zu stellen. Dabei schaut das Subjekt nie direkt in die Kamera, es hat keinen voyeuristischen Blick, sondern strahlt Ruhe und Gelassenheit aus, es ist in seinen Gedanken, in seiner Welt.

Günther Ablers abstrakte Bildgeschichten hingegen greifen Momente auf, aus seiner Vergangenheit, seiner Gegenwart und seiner Zukunft. Was ihn gerade beschäftigt, berührt, interessiert – all dies bringt er auf seine Leinwand. Seine Arbeiten fesseln, sie laden zum näheren Betrachten ein und lassen der Fantasie freien Lauf.

So unterschiedlich Andy Geier und Günther Ablers Werke auf den ersten Blick auch sein mögen, zwischen Figuration und Abstraktion, Monumentalität und Grazilität, finden sie zu einer spannenden Symbiose, wo jedes Kunstwerk ein Stück der Seele seines Schöpfers offenbart.

Kuratorin Nicole Abler